Hans Thierolf: "Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre gab es bei unseren Herstellern lediglich volumenbezogene Margensysteme. Diese waren für Betriebe in ländlichen Gegenden sehr schwierig. Wir konnten weder die Stückzahlen der Betriebe in den Ballungszentren, noch die geforderten jährlichen Steigerungen erzielen und hatten damit immer eine deutlich geringere Marge. Neben den bereits beschriebenen Investitionen 2003 - 2006, hatten wir außerdem mit der Neubesetzung von drei Abteilungsleiterstellen zu kämpfen. Als dann zusätzlich die Finanzkrise für einen drastischen Absatzeinbruch sorgte, standen uns sehr schwierige Jahre bevor. Als uns dann auch noch unser damaliger Finanzleiter verließ, steckte ich ernsthaft in Schwierigkeiten. An diesem Punkt geschah für mich ein kleines Wunder. Eines Tages rief Ralf Pfeifer an und bewarb sich auf die Stelle des Finanzleiters. Er hatte von einem unserer ehemaligen Verkaufsberater gehört, dass die Stelle frei werden würde.
Ralf Pfeifer war im Volkswagen-Zentrum in Mannheim Finanzleiter und Prokurist und wollte gerne zu uns wechseln. Inzwischen ist er Geschäftsführer und hat alle Finanz- und Personalthemen fest im Griff. Sein Wechsel zu uns war für das gesamte Unternehmen ein riesiger Glücksfall. Nach dem Ende der Finanzkrise entwickelte sich unser Unternehmen dank seiner Mitwirkung sehr gut. Auch zwei weitere Umstände - die Einführung von qualitativen Bonussystemen unserer Hersteller sowie die Fahrzeugvermarktung über das Internet - sorgten für eine spürbare Renditeverbesserung. Waren wir früher durch die volumenbezogenen Bonussysteme kaum konkurrenzfähig, so konnten wir nun durch unseren hohen Qualitätsanspruch viele der qualitativen Kriterien erreichen. Gleichzeitig sorgten die Vermarktungsmöglichkeiten über das Internet für Absatzmöglichkeiten über den Odenwald hinaus. Damit hatten wir nun endlich die Möglichkeit, die geforderten Stückzahlen zu verkaufen."
Gründe für die Krise
Zum Jahresbeginn 2007 wurde die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent erhöht. Im Thierolf intern vom April 2006 schrieb Hans Thierolf: "Nachdem in den letzten Jahren sowohl der Umsatz, als auch die Rendite ununterbrochen rückläufig waren, zeichnet sich nun eine Verbesserung der Situation ab. Im ersten Quartal 2006 verzeichnen wir insbesondere im Neuwagenverkauf eine deutliche Steigerung beim Auftragseingang. Hier kurbelt die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung offensichtlich die Konjunktur an." Die Ankündigung der Mehrwertsteuererhöhung führte dazu, dass insbesondere Käufe von hochpreisigen Artikeln, zu denen Automobile nun mal gehören, möglichst noch im Jahr 2006 erfolgten, um hier noch den günstigeren Endpreis zu erhalten. Das war zunächst einmal eine positive Auswirkung dieser Maßnahme. Allerdings erwies sich dieser Effekt im Folgejahr als zweischneidiges Schwert.
Thierolf intern Juli 2007: "Nach dem guten Jahresendspurt 2006 wirken sich die aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung vorgezogenen Käufe nun durch eine Kaufzurückhaltung insbesondere im Neuwagenverkauf verheerend aus. Hier fehlen uns knapp 30% Umsatz!" Hinzu kam die Weltfinanzkrise, die bereits im Jahr 2007 begann und im September 2008 durch den Zusammenbruch der Lehman-Brothers Bank ihren spektakulären Höhepunkt erreichte. Die Hauptursache war der durch hemmungslose Kreditvergaben aufgeblähte Immobilienmarkt in den USA gewesen.
Thierolf intern Januar 2009: “Erschreckende Konjunkturaussichten - ein Grund mehr zum Kämpfen! Nach den schon schwierigen vergangenen Jahren hat uns nun die Welle der Finanz- und Wirtschaftskrise voll erwischt. Die nicht endende Flut von schlechten Nachrichten hat in den vergangenen Wochen für eine weitere Kaufzurückhaltung gesorgt. Ob die Konjunkturpakete der Bundesregierung eine dauerhafte Belebung bringen werden, bleibt abzuwarten.” Mit diesen Vorgaben waren die Erwartungen in die Zukunft eher düster. Doch manchmal kommt es anders als man denkt.
Hans Thierolf in seiner Weihnachtsansprache 2010: “Das Jahr 2010 liegt nun fast hinter uns. Ein Jahr, das wir mit Angst und Hoffnung gleichermaßen begonnen haben. Wir stellten uns die Frage: Was passiert nach der Umweltprämie? Kommt jetzt die nächste Krise? Können wir unsere damaligen ersten Sanierungserfolge halten? Wir hatten uns auf das Schlimmste eingestellt und es kam Gott sei Dank alles anders. 2010 war ein gutes Jahr. Wenn man sieht, wo wir herkamen, dann war es für unser Unternehmen sogar ein sehr gutes Jahr. Wir haben unsere Ziele übertroffen und haben damit die Sanierung unseres Unternehmens deutlich vorangebracht. Ich kenne nur wenige Betriebe, die in einer so kurzen Zeit eine solche Kehrtwende vollbracht haben. Ich weiß allerdings auch von einigen Betrieben, die in diesem Jahr durch Insolvenz aus unserer Branche ausgeschieden sind. Umso beachtenswerter ist unser schneller Erfolg. Dafür meinen ganz besonderen Dank an jeden einzelnen von Ihnen. Gemeinsam sind wir ein tolles Team, das in einem traditionsreichen und zukunftsorientierten Betrieb die besten und erfolgreichsten Automobilmarken der Welt verkauft und repariert. Darauf können wir stolz sein.”